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06.11.2010 von eb
, - Comic-Art
Zeitalter der marktgerechten Visionen.
DIN-A4 Polychromos Zum Vergr. anklicken.
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Frau Constanze von Bullion amüsiert sich in der Zeitung über Frau Künasts dynamisch, biologisch und klimaneutralem Wahlkampf zur Berliner Bürgermeisterin. Unrecht gebe ich ihr nicht, wenn sie ihren Boullion aus selbst zusammen gelesenen Eutopien mit denen der Grünen vergleicht.
Dies entspricht exakt dem Vorstellungsvermögen von einer besseren Welt, die nach endlosen Strickereien aus Meldungen über wissenschaftliche Neuerungen, technisch konstruierbarem Umwelt- und Klimaschutz, Hollywood und zu viel SF von der Stange, in den Köpfen dieser Klientel herum spukt. Dass ihr diese Form eines grünen Metropolis gefällt, gibt sie selber zu wenn sie schreibt, dass es vielleicht zu schön ist um wahr zu sein. Aber zusätzlich zu dem, fällt auch ihr nichts besseres ein als die Frage; "Wer soll das bezahlen".
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Na wer wohl? Wer hat den bisher immer die Visionen derer bezahlt, die aus der satten fetten Mitte im Glorienschein ihrer selber dem eigenen Untergang gar nicht schnell genug auf die Sprünge helfen können? Wer ständig Visionen wählen will, bezahlt sie nun mal auch. Die Visionäre selber, haben noch niemals die Eier interessiert, die man benötigt um ein Omelett zu zaubern.
So ein Niedriglohnsektor z.B. war ja auch mal eine Vision. Hat nie jemand dran geglaubt. Geglaubt hat man an die Banalität, dass es dadurch allen besser gehen soll. Jetzt haben wir ihn. Den Niedriglohnsektor. Und? Geht es jetzt dem Niedriglohnsektor gut? Oder den Glücklichen außerhalb diesem, besser? Das nenne ich konstruktive Realisation von Visionen. Demokratisch gewählt kann man vielleicht nicht so ganz zu sagen. Denn irgendwie, ist damals Schrödingers Katze erst nach der Wahl aus dem Sack gesprungen. Aber so ein Quantenselbstmord ist ja von sich aus schon, eine recht zufällige Geschichte. Und Zufälle im Bereich zwischen Leben und Tod zu wählen, ist mittlerweile Standart. Deshalb heißt das auch Vision. Eine Art inneres Bild einer Vorstellung. Die Leute lieben so was. Besonders, wenn es schön bunt und modern aussieht.
Aber man muss das nicht so negativ betrachten. Kennen wir ja. "Alles wird gut". Oder; "Das musst du positiv sehen". Und schöne Vorstellungen helfen schon mal darüber weg, dass Berlin 12,8 Prozent Arbeitslose hat, wovon 82 Prozent HARTZ-IV Empfänger sind. Dass die bundesdeutsche Hauptstadt insgesamt, sich über 18,6 Prozent fröhlicher HARTZ-IV Bezieher freuen kann, muss jetzt nicht unbedingt die Visionäre stören. Die müssen sich lediglich Gedanken machen, wie sie die steigende Zahl von Leih- und Teilzeitarbeit ökologisch so ausbauen, dass man den Opfern davon soviel Geld wegsanktionieren kann, damit dem biologisch vollwertig finanzkräftigem Wahlvolk aus der Mitte aller Mitten, nicht das Interesse an der Vision vergeht. Nachher kommen die noch darauf, dass es sie selber betreffen könnte. Das geht nicht Freunde. Aus parteipolitischer Public-Relation-Sicht, ist dies vollkommen destruktiv.
Visionen haben schön zu sein. Mit Visionen bewegt man Massen. Und nichts ist schöner als die Vision vom klaren Himmel über der Großstadt, sauberem Wasser in der Kanalisation und dem rosaroten Gesicht einer auf die gesundheitsbewusste Kalorie exakt austarierten Vollbusenschönheit die Döner nur noch streng vegetarisch verzehrt. Dass dabei Fehler passieren, sollte klar sein. Ein paar unbedenklich strategische Kollateralschäden wie Sklavenarbeit und Hungersnöte in Übersee, weil grüne Technokraten meinten dass Biodiesel jetzt die Welt rettet, gehen aufs Konto der Vergesslichkeit. Redet doch heute keiner mehr drüber. Der ökobewusste Leistungsträger ist dynamisch. Dynamik heißt, .. mächtig, Kraft, ... das Teilgebiet der Mechanik, das sich mit der Wirkung von Kräften befasst. Kraftvoll steuert man in die Zukunft. Blauäugig, und von tiefem innerem Glauben erfüllt. Gut, - zugegeben. Für den mittleren Leistungsträger vielleicht ein wenig zu dramatisch. Der will lieber Wohlfühlleistung und ein wenig Doppelmoral, um sich als "Guter" zu fühlen. Irgendwelche Verlierer am unteren Rand dessen, worüber er sich selber wähnt, muss man da nicht überstrapazieren. Passt auch überhaupt nicht ins Feeling der frohlockenden Zukunft.
Öko-Visionen bedeuten Arbeitsplätze. Damit kann man was aufbauen. Leih- und Zeitarbeit zum Beispiel. Die sind immer gut, wenn man die Looser der Dynamik dorthin verfrachten will, wo sie keiner mehr sieht. So was bekommt man auch gut verkauft, wenn das Omelett am Ende knusprig nach frischen Leichen riecht. Aber Öko-Visionen in der modernen Marktwirtschaft, erhalten auch dafür eine Sprache, die beim gebildeten, gesundheitsbewussten und blümchenliebenden Zukunftsfetischisten ankommt. Vom Sozialschmarotzer zum nachhaltigen Leistungsverweigerer, der einer klimaneutralen Bürgergesellschaft das Recht auf visuell ungestörte Blickfreiheit streitig macht, ist der Schritt genauso klein, wie vom Unterschichtler zum pädagogisch nicht psychologisch abstimmbaren Objekt innerhalb einer homogenisierten Wertegemeinschaft. Dass dabei ein paar Leute gesund verhungern, ist der normale Lauf einer Zeit, die von Visionären bestimmt wird. Ob das alles so emissionsfrei abläuft, hängt davon ab was man riechen will.
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